Jesus und das Weltende

Briefe an Andreas

Mein heutiger Brief hat einen ganz entscheidende Inhalt und einen sehr wichtigen Rat.


Welche Bedeutung hat das Schicksal Jerusalems für uns?

Die Jünger fragten Jesus:

„Sag uns, wann wird das (die Zerstörung des Tempels) geschehen? Und woran werden wir erkennen, dass du kommst und das Ende der Welt da ist?“ Matth. 24,3

Die Jünger erkundigten sich in einem Satz nach zwei Ereignissen: Einerseits nach dem Untergang des Tempels und Jerusalems und andererseits nach der Wiederkunft Christi und dem damit verbundenen Ende der Welt. Die Jünger nahmen an, dass diese Ereignisse gleichzeitig eintreten. Für sie damals war der Untergang des großartigen Tempels nur vorstellbar in Verbindung mit der Wiederkunft Jesu und dem Ende der Welt. Wir heute wissen natürlich, dass dazwischen eine lange Zeit liegt.

Es ist erstaunlich, dass Jesus trotzdem genau diese Frage der Jünger ausführlich beantwortet hat. Seine Antwort umfasst die Kapitel Matthäus 24 und 25, sowie die Parallelkapitel Markus 13 und Lukas 21.

Dabei fällt uns auf, dass Jesus auf die zeitliche Trennung der beiden Ereignisse überhaupt nicht einging. Ein Grund dafür war bestimmt die Absicht Jesu, die Jünger nicht zu beunruhigen. Wenn er ihnen gesagt hätte, dass er erst nach so langer Zeit wiederkommt, dann hätte dies ihnen allen Mut genommen. – Aber es gibt noch einen anderen Grund: Jesus sah die Parallelen zwischen den Ereignissen damals, die zum Ende der jüdischen Nation als Volk Gottes führten und den Ereignissen jetzt vor seiner Wiederkunft, die zum Weltende und der Aufrichtung des Reiches Gottes führen. Jesus verband die Schilderung jener beiden Ereignisse. Als er auf die Zerstörung Jerusalems hinwies, bezogen sich seine prophetischen Worte auch auf den letzten Weltenbrand. Seine Erklärungen gab er nicht allein um der Jünger willen, sondern er dachte zugleich an alle jene, die in den letzten Tagen der Menschheitsgeschichte leben. Was unser Herr Jesus sagte, hat Bedeutung für damals und für heute. Und genau das macht die Betrachtung seiner Antwort so interessant für uns.

Wir können sagen: In dem Bild, das Jesus mit seiner Antwort malt, ist Jerusalem der Vordergrund und die Wiederkunft mit dem Weltende der Hintergrund. Der Untergang Jerusalems ist sozusagen als „Mini- Weltuntergang“ ein Beispiel für uns, die wir am Ende der Zeit vor der Wiederkunft Jesu und dem großen Weltende leben. Wir können daraus außerordentlich wertvolle Schlussfolgerungen für uns ziehen.


Jesu Prophezeiung

Welche Hinweise gab Jesus über die Zukunft Jerusalems? Wir lesen in Lukas 19,41-44:

„Als Jesus näher kam und die Stadt vor sich liegen sah, weinte er und sagte: Wenn du noch heute erkennen wolltest, was dir Frieden bringt! Aber du bist blind dafür. Es kommt eine Zeit, da werden deine Feinde einen Wall rings um dich aufwerfen, dich belagern und von allen Seiten einschließen. Sie werden dich und deine Bewohner völlig vernichten und keinen Stein auf dem andern lassen. Denn du hast den Tag nicht erkannt, an dem Gott dir zur Hilfe kommen wollte.“

Wir lesen weiter in Lukas 21,20-24:

„Wenn feindliche Heere Jerusalem belagern, dann wisst ihr: die Stadt wird bald zerstört. Dann sollen alle Bewohner Judäas in die Berge fliehen! Wer in der Stadt ist, soll sie schnell verlassen, und die Leute vom Land sollen nicht in die Stadt gehen! Denn dann kommen die Gerichtstage, an denen alles in Erfüllung geht, was in den heiligen Schriften vorausgesagt ist. Besonders hart wird es die Frauen treffen, die gerade ein Kind erwarten oder einen Säugling stillen. Das ganze Land wird in schreckliche Not kommen, weil Gottes Zorn sich gegen dieses Volk richtet. Die Menschen werden mit dem Schwert erschlagen oder als Gefangene in die ganze Welt verschleppt werden. Jerusalem wird von den Fremden verwüstet werden, bis auch deren Zeit abgelaufen ist.“


Empfehlung
Der Sieg der Liebe


Wie war die Lage?

Wie sah es etwa 30 Jahre nach dem Tod Jesu in Jerusalem aus?

Wir wissen aus der Bibel und aus der Geschichte – besonders durch Flavius Josephus und sein Werk „Der jüdische Krieg“ – wie die Entwicklungen damals waren. Josephus ist Augenzeuge. Er war zuerst jüdischer Kommandeur von Galiläa. Nach seiner Gefangennahme und Begnadigung römischer Kriegsberichterstatter.

Immer lauter erhoben sich die Stimmen gegen das verhasste Rom. In der jüdischen Partei der Zeloten sammelten sich Fanatiker und Rebellen. Sie forderten unablässig die Abschaffung der Fremdherrschaft. Jeder von ihnen trug einen Dolch unter dem Gewand. Sie tyrannisierten auch ihre eigenen Landsleute.

Selbstherrliche Übergriffe der römischen Prokuratoren trugen zur Verschärfung der Lage bei. Im Mai 66 brach der Aufruhr los. Die römische Kohorte in Jerusalem wurde umgebracht. Im ganzen Land kam es zu Aufständen, so dass Cestius Gallus, der römische Statthalter in Syrien zur Hilfe gerufen werden musste. Ende September 66 rückte er auf Jerusalem mit seiner Legion vor. Bald war die Neustadt von Jerusalem eingenommen und der Kampf um den Tempel entspannte sich. Die Juden leisteten erbitterten Widerstand.


Jesu Zeichen war da

Jerusalem war nun von feindlichen Heeren umringt. Wer auf dem Land wohnte, konnte nun leicht fliehen. Aber wie kann man aus einer belagerten Stadt fliehen in größerer Anzahl mit Frauen und Kindern? Hat Jesus ihnen ein unmögliches Zeichen genannt? Hat er ihnen etwas Falsches gesagt?

Josephus berichtete: „Cestius (Gallus), der weder von der Verzweiflung der Belagerten noch von der Stimmung des Volkes Kenntnis zu haben schien (ein maßgeblicher Teil wollte bereits die Stadt übergeben), ließ plötzlich seine Soldaten den Rückzug antreten, gab, obwohl kein Missgeschick ihn getroffen, alle Hoffnung auf und verließ unbegreiflicherweise die Stadt.“ Die Römer zogen ab. Die Zeloten verfolgten sie und brachten ihnen schwerste Verluste bei.

Während der acht Tage dauernden Verfolgung hatten die Jünger Gelegenheit, Jerusalem zu verlassen, ohne von den Römern oder den Zeloten gehindert werden zu können. Römer und Zeloten gingen nach Westen. Wohin sollten die Jünger fliehen? … Was sagte Jesus: … in die Berge! Die sind im Osten über dem Jordan. Die Jünger konnten sich allesamt ungehindert nach Pella retten, eine Stadt im Bergland auf der anderen Seite des Jordans. Dort waren sie in Sicherheit. Als die Römer zurückkamen, eroberten sie zuerst die Landgebiete. Aber das Gebiet über dem Jordan, dort wo die Jünger waren, ließen sie unberührt.


Wäre ich mitgeflohen?

Wir wollen einen Augenblick zurückschauen auf die damaligen Jünger und uns fragen: Wäre ich mitgeflohen?

Aus einer belagerten Stadt kann man – wenn überhaupt – nur unter großer Gefahr fliehen. Als die Römer abgezogen, flohen die Christen. Braucht man überhaupt noch zu fliehen, wenn die Feinde weg sind? Die Bedrohung war weg. Es gab nach dem Abzug der Römer keine militärischen Gründe für eine Flucht. Die Römer kamen nach Jerusalem selbst erst wieder nach vier Jahren zurück. Sie hatten sich im Oktober 66 zurückgezogen und belagerten Jerusalem erst wieder im Frühjahr des Jahres 70.

Warum flohen die Jünger dennoch?

Sie flohen, weil sie Jesu Wort befolgten. Sie befolgten das so unlogisch erscheinende Wort Jesu, obwohl scheinbar keine Gefahr mehr vorlag. Fliehen bedeutete, das nackte Leben und ein paar Habseligkeiten zu retten; das Haus verlassen; sein Hab und Gut zurücklassen.

Wie konnten sie eine so große Entscheidung treffen, obwohl augenscheinlich keine Gefahr mehr vorlag? Ich bin von einem überzeugt: Die damaligen Christen lebten in beständigem Glaubensgehorsam. Für sie gab es gar keine schwierigen Überlegungen. Sie gehorchten ganz einfach dem Wort Jesu, weil sie gewohnt waren, ihm grundsätzlich in allem zu vertrauen. Die fliehenden Jünger retten nur ihr Leben. Haus und Gut verloren sie. Viele von ihnen haben ihr Vermögen für die Gemeinde gegeben. Die „gescheiten“ Leute, die zurückblieben, behielten noch vier Jahre Haus und Gut. Dann verloren auch sie alles und ihr Leben dazu.

Wärest du damals mitgeflohen? Ich meine, ob wir mitgeflüchtet wären nur auf das Wort Jesu hin, kann jeder für sich persönlich feststellen, wenn er sich folgende Fragen beantwortet:

Wenn ja, befolge ich aus Vertrauen zu ihm und seiner Liebe, alles, was ich aus seinem Wort bereits schon weiß?

Wer heute in irgendeinem Punkt Gottes Wort nicht befolgt oder Dinge verdrängt, der wäre auch damals nicht mitgeflüchtet. Wer nicht die gute Gewohnheit entwickelt, heute Jesus in allem zu folgen, ist äußerst gefährdet, wenn eine Krisenzeit kommt. Wenn wir es aber lernen, Jesus heute in dieser guten Zeit der Freiheit zu vertrauen und zu gehorchen, dann werden wir sicher auch in kommenden Krisen gute Entscheidungen treffen.


… ein liebevoller Hinweis

Was empfahl Jesus ihnen für den Zeitpunkt der Flucht:

„Bittet Gott, dass ihr nicht im Winter oder an einem Sabbat fliehen müsst.“ Matth. 24,20

Ob die Christen dies damals gebetet haben? Mit Sicherheit! Wie hat der Herr ihr Gebet erhört? Die Flucht der Christen erfolgte – nach unserem Kalender – am 19. Okt. 66, also gerade vor Einbruch der Regenzeit.

Bei unbefestigten Wegen ist Regen katastrophal. Die Jünger konnten also Mitte Oktober flüchten. Dies ist eine Zeit, die nicht mehr heiß ist und in der der Herbstregen noch nicht begonnen hat. Wenn man schon fliehen muss, dann war dies von der Jahreszeit her gesehen, eine günstige Zeit.


Nicht am Sabbat fliehen müssen

Wie ging der andere Teil der Bitte aus?

Die Römer zogen sich am Donnerstag, dem 16. Oktober 66, von Jerusalem zurück. Jesus hatte die sofortige Flucht äußerst dringlich gemacht. Warum flüchteten sie nicht auf der Stelle? Der Freitag war zur Flucht zu kurz, da der Beginn des Sabbats etwa um 18 Uhr war. Am Sabbat flüchteten sie nicht, sondern heiligten diesen Tag nach Christi Gebot. Sie flüchteten am Sonntag, dem 19. Oktober. Dies zeigt klar, dass ihnen von einer Verlegung des Sabbats auf den ersten Tag der Woche zu Ehren der Auferstehung Jesu nichts bekannt war und außerdem, da ja Jesus selbst diesen Auftrag gegeben hat, dass Jesus dies ebenfalls nicht beabsichtigt hat.

Die Juden heiligten in jener Zeit den Sabbat nicht. Sie führten am Sabbat mehrmals Überfälle und größere Angriffe auf die Römer durch. Die Christen aber heiligten den Sabbat, selbst unter diesen außergewöhnlichen Umständen.

Warum war es Jesus so wichtig, dass die Flucht nicht auf den Sabbat fiel?

Der Sabbat wurde bei der Schöpfung von Christus eingesetzt. Daher nennt er sich Herr des Sabbats. ER hat ihn uns zum Geschenk gemacht und dieses in den Zehn Geboten geschützt (Joh. 1,1-3+14; Mark. 2,27.28; 1. Mose 2,1-4; 2. Mose 20,8-11). Gott ruhte an diesem Tag. Die Bibel sagt nicht, dass er ausgeruht habe. Gott wird nicht müde. Der Herr ruhte und ruht, um jede Woche eine besondere Zeit der Gemeinschaft mit uns zu haben. Und der Mensch soll auch die Arbeit ruhen lassen, um Gemeinschaft mit seinem Schöpfer und Erlöser zu haben, denn die Gemeinschaft mit Christus ist der Anker unseres Lebens. Der Sabbat ist eine Insel im Ozean der Zeit, auf der wir der Freiheit, der Hoffnung und der Menschenfreundlichkeit Gottes begegnen. Jesus hielt es für so wichtig, dass sie diese Gemeinschaft am Sabbat mit ihm auch in dieser dramatischen Zeit der Flucht haben sollten. In einer solchen großen Not, ist es so wichtig zu wissen, mein Leben steht in der Hand des Allmächtigen, der in Güte über mir waltet und ich bin mit ihm im Bund. Weitere wertvolle Gründe für den Sabbat müssen wir heute der Zeit halber auslassen.


Wodurch wurden alle Jünger gerettet?

Wie kam es, dass alle Nachfolger Jesu sich rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten? Weil sie Jesus vertrauten und genau nach seinem Wort handelten. Gottes Verheißung für die Endzeit wurde auch an ihnen wahr:

„Der Herr weiß, wie er die, die ihn ehren, aus der Bedrängnis errettet.“ 2. Petrus 2,9

Kann man sich auf die Hinweise Jesu verlassen? Eher wird Himmel und Erde vergehen, als dass sich ein Wort Jesu nicht erfüllt. Matth. 24,35


Wie erging es den anderen?

Nun wollen wir sehen, wie es den Menschen ergangen ist, die sich nicht nach Jesu Weisungen gerichtet haben. Die Römer hatten natürlich nicht die Absicht, sich die Empörung der Juden gefallen zu lassen. Sie kamen nach einem Jahr zurück und räumten erst einmal in den Landgebieten auf. Im Jahre 67 in Galiliäa. Dabei kam immer wieder die Bevölkerung ganzer Städte auf einmal ums Leben. 6000 junge Männer wurden als Sklaven zum Kanalbau nach Korinth geschafft. Im Jahr 68 eroberten die Römer das Gebiet nördlich vom Toten Meer zurück. Dabei zerstörten sie auch Qumran. Dort lebten bis dahin die jüdischen Essener. Diese hatten rechtzeitig, bevor die Römer kamen, ihre Bibliothek in den Höhlen am Toten Meer versteckt. Dort blieben diese Bibelrollen unentdeckt bis 1946.

Diese Bibelrollenfunde vom Toten Meer waren eine große Sensation. Das Einmalige dieses Fundes war, dass die gefundenen Bibelmanuskripte fast tausend Jahre älter waren, als die Bibelhandschriften von denen unsere Bibeln übersetzt worden sind. Die Fachwelt hielt den Atem an. Stimmt unsere Bibel noch? Das Ergebnis war sehr beruhigend. Man hat festgestellt: unsere Bibel stimmt. Wir können nur danken dafür, dass auch wir heute noch das Original-Handbuch des göttlichen Glaubens haben. Auch wir heute können noch wissen und selbst feststellen, was der tatsächliche Wille Gottes ist, ohne auf menschliche Veränderungen oder Erklärungen angewiesen zu sein.


Religiös und verloren – Warum?

Im Frühling 70 rückte Titus, der spätere römische Kaiser, mit 80.000 Mann auf Jerusalem vor. Jesus hatte gesagt:

… die Leute vom Land sollen nicht in die Stadt gehen. Lukas 21,21

Die Jünger hielten sich daran. Sie blieben Jerusalem vier Jahre fern. Vermutlich wären sie in Jerusalem in Gefahr gewesen vor den Zeloten. Die Juden hielten sich nicht daran. Sie blieben in der Stadt und die Leute vom Land gingen dorthin. Jerusalem war brechend voll Pilger, die zum Passahfest gekommen waren, als es eingeschlossen wurde. Wer Jesu Wort nicht befolgt, bringt sich in große Not. Viele der Eingeschlossenen waren religiöse Menschen. Schließlich waren sie ja wegen des Passahfestes gekommen. Dieses Fest war ursprünglich von Gott eingesetzt worden. Aber durch den Tod Jesu hatte es seine göttliche Bestimmung verloren. An die Stelle des Willens Gottes waren in der damaligen jüdischen Kirche viele menschliche Lehren und Einrichtungen getreten. Jesus sagte ihnen darüber schon Jahrzehnte vorher:

„Dieses Volk da ehrt mich nur mit Worten, sagt Gott, aber mit dem Herzen ist es weit weg von mir, ihr ganzer Gottesdienst ist sinnlos, denn sie lehren nur Gebote, die sich Menschen ausgedacht haben. Gottes Gebot schiebt ihr zur Seite, aber an den Vorschriften von Menschen haltet ihr fest.“ Markus 7,6-8

Jesus hat in der Bergpredigt ganz klar gemacht, dass es nichts nützt, religiös zu sein ohne Glaubensgehorsam. Er sagte:

„Am Tag des Gerichts werden viele zu mir sagen: Herr, Herr! In deinem Namen haben wir Weisungen Gottes verkündet, in deinem Namen haben wir böse Geister ausgetrieben und viele Wunder getan. Und trotzdem werde ich euch das Urteil sprechen: Ich habe euch nie gekannt. Ihr habt versäumt, nach Gottes Willen zu leben; fort mit euch.“ Matthäus 7,22.23

Die wahren Gläubigen hatten sich durch Jesus und die Apostel aus der jüdischen Kirche, die nicht mehr den Willen Gottes tat, herausrufen lassen. Diese Feststellung ist deswegen so wichtig, damit wir begreifen, dass nicht religiöse Menschen errettet werden, sondern diejenigen, die Jesus Christus und dem Wort Gottes vertrauen und folgen.

Gott hatte seine schützende Hand von Jerusalem zurückgezogen. Leider hatten die Juden die Jahrhunderte der Gnade Gottes nicht genützt. (Daniel 9,25 – 70 Jahr-Wochen = 490 Jahren) So kam irgendwann das Ende der Gnade. Gott in seiner Liebe will retten. Jesus hatte über Jerusalem geweint und ihnen gesagt:

„Wie oft wollte ich deine Bewohner um mich scharen, wie eine Henne ihre Küken unter die Flügel nimmt! Aber ihr habt nicht gewollt.“ Matth. 23,27

Alle Religiosität hilft nichts, wenn der Mensch nicht den Willen Gottes tut. Das ist auch weitgehend die Tragik unserer Zeit.


Der Verlust der Gnade Gottes und die Folgen

Was geschah in Jerusalem, nachdem sich die schützende Gnade Gottes zurückgezogen hatte?

Es geschahen furchtbare Dinge. Der Kampf um Jerusalem wurde von Monat zu Monat wilder. Titus forderte die Juden mehrfach zur Übergabe auf, da er die Stadt und den Tempel verschonen wollte. Sie wollten nicht. Titus befahl daher scharf vorzugehen. Alle, die Jerusalem im Schutze der Dunkelheit verließen und aufgegriffen wurden, wurden gekreuzigt. Täglich etwa 500 Gekreuzigte. Ein Wald von Kreuzen wuchs um Jerusalem. Erst als kein Holz mehr zur Verfügung stand, hörten die Römer damit auf.

Um jede Flucht und jeden Nachschub für Jerusalem zu unterbinden, ließ Titus einen Erdwall mit Befestigungswerken aufwerfen und eine Postenkette aufstellen. Was hatte Jesus vorhergesagt:

„Es kommt eine Zeit, da werden deine Feinde einen Wall rings um dich aufwerfen, dich belagern und von allen Seiten einschließen. Sie werden dich und deine Bewohner völlig vernichten und keinen Stein auf dem andern lassen. Denn du hast den Tag nicht erkannt, an dem Gott dir zu Hilfe kommen wollte.“ Lukas 19,43.44

Der Hunger wütete furchtbar in der Stadt. Die Menschen verhungerten massenweise. Innerhalb von drei Monaten schafften die Juden aus nur einem Stadttor 115.800 Leichen. Aber sie wollten sich nicht ergeben. Sobald nur der Schatten von etwas Essbarem auftauchte, begann sofort ein Kampf darum. Sie kauten ihre Gürtel und Schuhe, altes Heu und ... Säuglinge. Was hatte Jesus vorhergesagt:

„Besonders hart wird es die Frauen treffen, die gerade ein Kind erwarten oder einen Säugling stillen.“ Lukas 21,23

Es ist schrecklich, was Menschen tun, wenn Gottes Geist sich von ihnen zurückzieht. Ein Wort sagt: ‚Humanität ohne Divinität führt zur Bestialität’, d. h. menschliches Handeln ohne göttlichen Einfluss führt zum Bestialischen. Der Mensch, sich selbst überlassen, ist zu allem fähig. Außerdem ist er auch sehr anfällig für den Aberglauben und die Einflüsse von Dämonen. Der „Zorn Gottes“ bestand darin, dass Gott sich von ihnen zurückzog, nachdem sie seine Gnade immer wieder verschmähten.

Nach wie vor wollten viele aus Jerusalem dem Hungertod im Schutz der Nacht entfliehen. Sie wurden von den Hilfstruppen der Römer aufgegriffen. Diese hatten gehört, die Flüchtigen würden Gold und Edelsteine mit sich tragen und diese hinunterschlucken, damit man sie ihnen nicht abnehmen kann. Und so schlitzten sie ihnen die Bäuche auf. In einer Nacht 2.000. Titus tobte. Er ließ die Schuldigen ebenfalls umbringen. Aber das grauenvolle Geschehen ging weiter.

Die Römer berannten Jerusalem pausenlos und nahmen Stück um Stück. Titus bot an, dass sie mit den Römern woanders kämpfen könnten, um den Tempel zu erhalten. Sie lehnten ab. Titus befahl, den Tempel zu schonen. Aber die Soldaten warfen in ihrer Wut Brandfackeln hinein. Titus befahl zu löschen. Keiner hörte auf ihn.

Es wurde gemordet und geplündert. Titus befahl schließlich den niedergebrannten Tempel dem Erdboden gleichzumachen. Die Soldaten leisteten mehr als ganze Arbeit. Durch die Hitze des Brandes war viel Gold vom Tempel im Boden versickert; so wühlten sie sogar den Boden um. Daher konnte am Schluss der Edomiter Turnus Rufus den Pflug über den Tempelplatz ziehen.

Was hatte Jesus über die Gebäude des Tempels gesagt:

„Deshalb wird Gott euren Tempel verlassen, und der Tempel verwüstet daliegen. Ich sage euch, hier wird kein Stein auf dem andern bleiben. Alles wird bis auf den Grund zerstört werden.“ Matth. 23,38 und 24,2

Vielen Menschen damals und auch heute ist es gleich, was Gott gesagt hat. Aber es erfüllt sich alles, was die Propheten Gottes vorausgesagt haben.

In jenem schrecklichen jüdischen Krieg sind über eine Million Menschen ums Leben gekommen. 97.000 kamen als Sklaven in Gefangenschaft. Von diesen kamen gleich noch 11.000 durch Hunger um, weil man ihnen nicht sofort zu essen gab. Ein Teil der über 17-jährigen Männer kam in die Goldbergwerke nach Ägypten. Der Rest wurde in die Provinzen des römischen Reiches verteilt, um bei Schauspielen durchs Schwert oder wilde Tiere umzukommen. Pro „Spiel“ kamen bis zu 2000 jüdische Sklaven um. Es hat noch nie eine Stadt ein solch schreckliches Schicksal erlebt wie Jerusalem. Sie ist tatsächlich ein Beispiel für das Ende der Welt. Was hatte Jesus vorhergesagt:

„Die Menschen werden mit dem Schwert erschlagen oder als Gefangene in die ganze Welt verschleppt werden. Jerusalem wird von den Fremden verwüstet werden …“ Lukas 21,24

Warum erlitten die anderen Menschen, die auch religiös waren, ein so furchtbares Schicksal?

Weil sie Jesus nicht vertrauten und daher sein Wort nicht befolgten. Sie kamen damals um durchs Schwert, Hunger, Kreuzigung, Selbstmord und in der Sklaverei. Jesus nannte als Ursache:

„Aber ihr habt nicht gewollt.“ Matth. 23,37


Was wurde mit den Verwegensten?

Der Krieg war noch nicht zu Ende mit der Zerstörung Jerusalems: Ein Teil der verwegensten Zeloten konnte sich retten in die uneinnehmbare Festung Masada, die sie im Jahre 66 den Römern im Handstreich abgenommen hatten. Sie wurde erst im letzten Jahrhundert wieder entdeckt und im Wesentlichen 1963 ausgegraben.

Was wurde mit den Verwegensten, die sich auf ihre Kühnheit und Stärke verließen? Was wurde aus der uneinnehmbaren Festung?

Der römische Feldherr Flavius Silva belagerte Masada mit 10.000 Mann. Diese Festung ist auf einem riesigen Fels, dessen Wände fast senkrecht emporsteigen. Er hat die Form eines riesigen Schiffes. Er ist oben flach, sodass man dort sogar Gärten anlegen konnte. Sie hatten Vorräte für viele Jahre.

Die Römer legten einen Befestigungswall von 3,5 km Länge um die ganze Felsenfestung an, damit niemand hinein oder heraus konnte. Auf der Westseite des Felsens – wo er am niedrigsten ist – schütteten sie in zweijähriger Arbeit eine Erdrampe auf. Etwa 200m breit. Auf dieser Sturmrampe schafften sie einen Rammbock hinauf. Mit diesem gelang es ihnen, eine Bresche in die Mauer zu schlagen. Anfang Mai 73 war die Festung sturmreif. Am Morgen des 2. Mai 73 sollte der Sturmangriff der Römer erfolgen. Die Römer waren in zehnfacher Übermacht.

Den Belagerten war die Ausweglosigkeit ihrer Lage klar geworden.

In der Nacht hielt der Festungskommandant eine Ansprache. Ihr Grundton: Lieber Tod als Sklaverei. Gott hat uns verlassen! Lasst uns selbst unser Leben beenden. – Nach einer zweiten Ansprache waren sie dazu bereit. Sie waren wie besessen. Zuerst brachten die Männer ihre Frauen und Kinder um. Dann bestimmten sie aus den Männern zehn Mann, die die anderen umzubringen hatten. Diese Zehn losten, wer die anderen Neun umzubringen hat. Der letzte setzte die Gebäude in Brand und stürzte sich dann in sein eigenes Schwert.

Die Römer trafen bei ihrem Sturmangriff brennende Gebäude und 960 Tote an. – Masada ist heute der Platz, an dem die israelischen Rekruten vereidigt werden. Die Israelis sehen in den 960 Verteidigern von Masada ihre Vorbilder.

Jene 960 Menschen waren auf jeden Fall unglückliche Menschen, die sich selbst in eine furchtbare Zwangslage gebracht hatten, in der sie von Panik ergriffen wurden. Sie waren Opfer ihrer eigenen Vorstellungen und des Vertrauens in ihre eigene Kraft geworden.

Was wurde aus den Kühnsten?

Sie gerieten in Panik und beendeten ihr Leben selbst.


Wer ist verantwortlich für diese Not?

Jesus sagte:

„… du hast den Tag nicht erkannt, an dem Gott dir zu Hilfe kommen wollte“ Lukas 19,44

und:

„Wie oft wollte ich deine Bewohner um mich scharen, wie eine Henne ihre Küken unter die Flügel nimmt! Aber ihr habt nicht gewollt. Deshalb wird Gott euren Tempel verlassen, und der Tempel wird verwüstet daliegen.“ Matth. 23,37.

Gott hat alles getan, was Gott in seiner großen Liebe und Allmacht tun konnte, um sie vor diesem schrecklichen Schicksal zu bewahren. Aber sie wollten nicht. Unser großer und gütiger Gott, der ein Gott der Liebe ist, respektiert unsere Entscheidungen, auch wenn diese verkehrten Entscheidungen ihm sehr leid tun, weil er das Ergebnis dieser verkehrten Wege im Voraus weiß. Wenn Gott sich dann aufgrund unserer Entscheidungen von uns zurückzieht, und uns ausschließlich uns selbst überlässt, dann kommen wir in große Gefahr.

Seit der Zerstörung des Tempels stellen viele Besucher Jerusalems eine Frage. Diese Frage und die Antwort darauf hatte Gott Salomo bereits tausend Jahre vorher mitgeteilt:

„Warum hat der Herr dieses Land und dieses Haus so verwüstet? Weil sie sich vom Herrn abgewandt haben.“ 2. Chron. 7,21.

Was ist für uns heute das entscheidende Zeichen? Damals war es die Belagerung durch ein feindliches Heer. Für uns wird das Signal das Sonntagsgesetz, das in USA beschlossen wird.


Was bewirkt die Wiederkunft?

Was sagt die Bibel über den größten Tag der Weltgeschichte, den Tag der Wiederkunft Jesu?

Es wird nur zwei Gruppen von Menschen geben (wir gehören zu der einen oder zur anderen):

„Von zwei Männern, die dann auf dem Feld arbeiten, wird der eine angenommen, der andere bleibt zurück. Von zwei Frauen, die dann zusammen Korn mahlen, wird die eine angenommen, die andere bleibt zurück.“ Matth. 24,40.41

„Dann wird der König zu denen auf der rechten Seite sagen: Kommt her! Euch hat mein Vater gesegnet. Nehmt Gottes neue Welt in Besitz, die er euch von Anfang an zugedacht hat.“ Matth. 24,34

Was wird mit den anderen?

„Die jetzige Welt besteht nur so lange, wie Gott es bestimmt hat. Wenn der Tag des Gerichts da ist, wird sie durch Feuer untergehen, und mit ihr alle, die Gott nicht gehorcht haben. ... Doch der Tag des Herrn kommt unvorhergesehen wie ein Dieb. Dann werden die Himmel im Feuersturm vergehen, die Himmelskörper im Feuer verglühen und die Erde und alles, was auf ihr ist, wird zerschmelzen. Wenn ihr bedenkt, dass alles auf diese Weise vergehen wird, was für ein Ansporn muss das für euch sein, ein Leben zu führen, das Gott gefällt!“ 2. Petrus 3,7.10.11

Die Wiederkunft Jesu trennt die Menschheit in zwei Gruppen: Die Jesus in allem vertraut haben und gefolgt sind, empfangen das Reich Gottes; für die anderen ist es das Weltende.


Eine Verheißung für die Krise

Welche Verheißung Gottes haben wir für die kommende Krise?

„Der Herr weiß, wie er die, die ihn ehren, aus der Bedrängnis errettet.“ 2. Petrus 2,9

Er hat die Jünger damals errettet, er wird auch die heutigen Jünger erretten, die ihn ehren durch Vertrauen und Gehorsam.


Warum werden wir vor eine solche Alternative gestellt?

Warum werden wir vor diese Entscheidung gestellt? Die Bibel sagt:

„Lebt in der Erwartung des großen Tages, den Gott heraufführen wird. Tut das Eure dazu, dass er bald kommen kann. Denn nur deshalb werden die Himmel in Flammen vergehen und die Himmelskörper zerschmelzen, damit Gott Neues schaffen kann. Gott hat uns einen neuen Himmel und eine neue Erde versprochen. Dort wird es kein Unrecht mehr geben, weil Gottes Wille regiert. Auf diese neue Welt warten wir.“ 2. Petrus 3,12.13

Die Wiederkunft Jesu und das mit ihr verbundene Ende der Welt kommt, damit alle Erdennot – Krankheit, Schmerzen, Leid, Tod – ein Ende hat (Offenbarung 21,3.4). Von da ab wird das ganze Universum wieder ausschließlich von der Liebe Gottes regiert. Gott schafft einen neuen Himmel und eine neue Erde.


Welche Schlussfolgerung will ich für mich ziehen?

Vielleicht wird es vielen gehen wie einem ermordeten König: In seiner Tasche fand man einen Brief. Dieser war ungeöffnet und ungelesen. Der Schreiber des Briefes hatte den König gewarnt, indem er auf das beabsichtigte Attentat hingewiesen hat. Der Brief hätte den König retten können; aber er hatte ihn nicht gelesen.

Gott hat auch uns einen Brief geschrieben. Lesen und beachten wir ihn? Gott hat die Menschen vor kommenden Gerichten stets gewarnt. Wer seiner Warnungsbotschaft vertraute und – seinen Geboten gehorsam – nach seinem Willen handelte, blieb vor den Heimsuchungen bewahrt, die über die Ungehörsamen und Ungläubigen hereinbrachen.

Ein Amerikaner hatte in einem Versandgeschäft ein Barometer bestellt. Es wurde ihm durch die Post am 21.9.1938 geliefert. Als er es auspackte, stand es auf „Sturm“. Da war ihm sofort klar, dass dieses Barometer nicht in Ordnung sein kann. Er packte es auf der Stelle wieder ein, ging auf die Post und sandte es zurück. Wissen wir, was passierte?

Am selben Tag noch hat ein Orkan sein Haus weggeblasen. – Werden wir der Vorhersage unseres Herrn Jesus über die Endzeit vertrauen, gehorchen und gerettet werden? Oder sind wir auch der Meinung, dass dieses Instrument – die Bibel – nicht zuverlässig ist und erleiden ewigen Verlust?

Jesus hat uns genügend Hinweise gegeben, damit uns nicht die große Katastrophe des Weltendes erteilt, sondern das ewige Leben in Herrlichkeit, im Reich Gottes. Wer die Hinweise Jesu beachtet, braucht sich über seine Zukunft keine Sorge machen.

Welche Schlussfolgerung will ich für mich ziehen? Welche Entscheidung will ich treffen?

Ich darf sagen, dass ich im Alter von 36 Jahren meine Entscheidung getroffen habe. Ich hatte wegen dieser Entscheidung eine Woche lang innere Kämpfe. Dann ging mir auf, dass es kein Risiko ist, wenn ich dem Gott der ewigen Liebe mein Leben anvertraue. Ich bin froh, dass ich damals meine Entscheidung für ihn getroffen habe. Ich habe sie nie bereut, sondern freue mich darüber bis heute. Ich danke meinem Herrn, dass er mir in seiner Nachfolge ein sehr wertvolles Leben geschenkt hat. – Uns steht nur das Heute zur Verfügung. Nützen wir es.

Vor kurzen las ich folgende Begebenheit: Ein Flugzeug war im Landeflug. Eine Kursabweichung von nur drei Grad war die Ursache einer Flugzeugkatastrophe, bei der 95 Menschen Sekunden vor der Landung den Tod fanden. Drei Grad Kursabweichung – eigentlich nicht der Rede wert, aber es war genug, um das Leben vieler Menschen zu zerstören. Auch wir sind unterwegs. Unser wichtigstes Ziel heißt: Gott und sein Reich. Wir werden es nur erreichen, wenn wir „auf Kurs“ bleiben oder – wenn nötig – eine Kurskorrektur herbeiführen. Deshalb brauchen wir die tägliche und die wöchentliche Gemeinschaft mit unserm Herrn. Nur so werden wir davor bewahrt, dass unser Leben mit einem Unglück endet. Sind wir auch bereits auf dem Landeflug? Im nächsten Andreasbrief erfährst Du mehr über die Zeichen der Zeit damals und heute. Jesus sagte:

„... Wenn ihr alle diese Dinge kommen seht: Dann wisst ihr, dass das Ende unmittelbar bevor steht“ Matth. 24, 33.

Ich wünsche Dir, dass Du dem großen Tag Gottes mit Freude und Zuversicht entgegensehen kannst, und dass Du die Bitte des Vaterunsers zu Deiner Bitte machst „Dein Reich komme“.

Was bringt mir die Zukunft? Mit Jesus ewiges Leben, ohne ihn die größte Not.

Ich wünsche Dir, lieber Andreas, dass Du die rechte Entscheidung triffst in Bezug auf Jesus und das Wort Gottes.

Herzliche Grüße

Helmut
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